„Zweitgrößte Rassegeflügelschau in Thüringen“ – 39. Werratalschau am 1.-2. November 2025 in Barchfeld / Thüringen

Posted on: 5. Dezember 2025, by :

Liebe Freunde der Rassegeflügelzucht, werte Leser,

während sich unser hoch geschätzter Zuchtfreund Jürgen Schulz dem detaillierten Schaubericht zu unserer diesjährigen Hauptsonderschau (HSS), der zeitnah an gesonderter Stelle veröffentlicht wird, aus Sicht des Zuchtwartes widmet, obliegt es mir mit hiesigem Bericht einen „kleinen“ Beitrag für unsere Internetseite beizusteuern. Das trifft sich insofern gut, weil das ganze Wochenende aus drei Gründen für mich persönlich ein absolutes Highlight werden sollte. Zum einen sollte es nach fast drei Jahren Schauabstinenz meine erste Standortbestimmung im Kreise des CCD sein – gespannt, wie stark die Pause denn wiegt. Zum anderen sollte es auch privat ein nicht alltägliches Erlebnis werden. Während man mit schulpflichtigen Kindern i.d.R. gezwungen ist, die weiter entfernten Schauwochenenden ohne Familie zu verbringen, bot der Reformationstag und das verlängerte Wochenende dieses Jahr die Chance für ein gemeinsamen Ausflug. Und während meine Familie am Freitag nachkommen sollte, wollte ich die Reise nach Thüringen gemeinsam mit meinem Zuchtfreund Horst antreten. Spätestens jetzt sollte klar sein, das hiesiger Bericht kein Schau-, sondern vielmehr ein Reisebericht ist. Damit möchte ich Facetten unseres Hobbies ansprechen, die in der Berichterstattung häufig zu kurz kommen, ohne die eigentliche Schau aus den Augen zu verlieren.

Wer ist eigentlich Horst?

Horst, mit vollem Namen Horst Leder, ist ein begnadeter und sehr erfolgreicher Hühnerzüchter aus meinem Heimatort Linda. Seit frühester Kindheit vernarrt in große Amrocks gehört er seit vielen, vielen Jahren zur Züchterelite dieser schönen Rasse. Trotz aller Erfolge und Ehrungen ist Horst vor allem aber eine „dufte Type“. Das Besondere: Ich durfte auch im Berufsleben ein paar Jahre an seiner Seite stehen, und konnte so nicht nur im Ortsverein, sondern auch während meiner Berufsausbildung viel von ihm lernen! Und wann bietet sich schon mal die Gelegenheit mit einem solch langjährigen und sehr engen Zuchtfreund aus dem Heimatverein zur gleichen Veranstaltung zu reisen. Was früher das Normal war, z.B. in der Gruppe gemeinsam zur Landesschau nach Paaren/Glien oder Magdeburg oder zur Lipsia-Schau in Leipzig zu fahren, ist aufgrund unterschiedlicher Angebote und Prioritäten heute eher selten der Fall. Aber in Barchfeld sollte es mal wieder klappen – dem geschuldet, dass nicht nur der CCD, sondern auch andere Sondervereine wir u.a. der SV der Amrocks- und Zwerg-Amrockszüchter e.V. hier ihre diesjährige HSS begehen wollten. Meine besondere Vorfreude ist nun vielleicht besser zu verstehen!?

Dunkle Wolken am Himmel …

Als das heiß erwartete Wochenende nun näher rückte, schwand die Hoffnung, dass die Veranstaltung stattfinden sollte. Mehr und mehr schob sich die Vogelgrippe in den Fokus und inzwischen waren viele Schauen in Deutschland abgesagt worden. Darunter keine geringeren als die Nationale Bundessiegerschau in Erfurt und die bereits angesprochenen Landesschauen in Paaren/Glien (LV Berlin-Brandenburg) und Magdeburg (LV Sachsen-Anhalt). Gefühlt eingeholt von der Vergangenheit herrschte vor allem Unsicherheit – immer hin- und hergerissen zwischen Verständnis für und Angst vor einer vermeintlichen Schauabsage. Also war man ständig „auf Empfang“ auf der Suche nach entscheidungsbringender Klarheit.

Überrascht – weil der B-Bogen erst, und vielleicht auch der vorherrschenden Situation geschuldet, spät eintraf – von der Notwendigkeit eines tierärztlichen Attests, hatte ich kurzfristig einen Beschauungstermin vereinbart und war froh überhaupt einen Termin bekommen zu haben. Am Vorabend der Anreise nach Barchfeld sollte er mir nun sogar eine gewisse Sicherheit geben. Im Wittenberger Landkreis war bis dato alles noch recht ruhig und auch aus Thüringen waren keine negativen Signale zu vernehmen. Die „Beruhigungspille“ hatte aber ihren Preis! Die Beschauung durch eine tierärztliche Fachangestellte dauerte keine zehn Minuten, wohl eher fünf, aber die avisierten Kosten dafür wurden mit Faktor 10 oder eben 20 (Euro pro Minute) verrechnet. Wo soll das noch hinführen!?

… und nach jedem Regen folgt doch Sonnenschein!

Davon leicht erholt ging es am nächsten Morgen an das Schaufertigmachen der ausgewählten Tiere, immer mit einem Auge auf dem „Vogelgripperadar“. Sechs an der Zahl sollten es nur sein. Aber nach den fast drei Jahren Schauabstinenz machte ich mir keine allzu zu großen Hoffnungen – Hauptsache im guten g- / sg-Bereich landen! Das beruhigte mich ungemein, denn die Routine musste sich erst wieder einstellen. Und natürlich geschah, was passieren musste! Das letzte Tier, „natürlich“ meiner Meinung nach „das Beste der ausgewählten Kollektion“, musste ich kurzfristig zurück in den Schlag setzen. Zu dumm, denn auch die bereitgestellten Reservetiere hatte ich wenige Minuten zuvor bereits zurückgesetzt. Also noch einmal von vorn! Die geplante Mittagspause hatte sich damit auch erübrigt und last but not least sollte mich noch ein Regenschauer nass bis auf die Knochen werden lassen. Aber welcher Züchter kennt sie nicht, diese Geschichten!? 😉

Frisch geduscht stand ich jedenfalls um 13.30 Uhr vor der Tür, und wenige Minuten später war auch Horst da und es ging los – sieben große Amrocks und sechs Cauchois im Gepäck. Allerdings sollte uns die Fahrt mehr Zeit von der Uhr nehmen als geplant, und so waren wir erst gegen 18.15 Uhr in Barchfeld. Selbst noch angespannt von der Fahrt und der Unsicherheit um das aktuelle Geschehen „riskierten“ wir erstmal nur einen Blick in die Halle, aber von Angespanntheit dort keine Spur. Empfangen wurden wir von einer hell erleuchteten und belebten Halle, von einem völlig entspannten Ausstellungsleiter und vielen guten Zuchtfreunden. Wir gehörten zu den Letzten, die ihre Tiere einsetzten. Die meisten Schaukäfige waren schon besetzt, aber insbesondere in den Reihen des CCD sollten einige Käfige leer bleiben – meist aufgrund der lokalen Restriktionen infolge der Vogelgrippe. Schmerzlich vermisst (von den Angemeldeten) wurden Erika und Horst Stadler, Christine und Dennis Warstat, Monika und Reinhard Vesper, Christoph Lehrhuber und unser guter Zuchtfreund Ueli Rupp aus der Schweiz, der sonst keinen noch so weiten Weg scheut. Das riss vor allem Löcher in die Reihen der rosageschuppten und rosabindigen Cauchois. Das Meldeergebnis von 380 Tieren konnte damit nicht bestückt werden, dennoch sah man eine stattliche Zahl schöner Cauchois in allen in Deutschland anerkannten Farbschlägen – einer HSS absolut würdig!

Selbst kurz irritiert davon, dass meine sechs Tauben alle in der untersten Reihe Platz nehmen sollten, aber wissend um die „Macken“ von gängigen Ausstellungsprogrammen war auch das schnell „abgehakt“ und man verlor sich schnell in den Gesprächen mit all den guten Zuchtfreunden wieder. Es war ein herzliches Wiedersehen und man hatte sich viel zu erzählen. Der Abend endete mit dem „Last Call“ an der Hotelbar im Hotel „Herzog Georg“, wo die Ausstellungsleitung ein großes Zimmerkontingent reserviert hatte – mit Freunden aus dem CCD hatte ich zuvor noch ein paar „Kurze“ genommen!

Ausflüge in und um Bad Liebenstein

Während die benannten Preisrichter (PR) am Freitagvormittag ihre Richtaufträge abarbeiteten, hatte unser lokaler Zuchtfreund und 1. Schriftführer Markus Mosebach aus Tiefenort / Bad Salzungen zu einem Besuch des Altensteiner Parks eingeladen, um den angereisten Zuchtfreunden und ihren Begleitern die Zeit zu vertun. Schön, dass sich immer wieder jemand findet, den jeweils anderen die besuchte Region näher zu bringen. Und so haben Veranstaltungen des CCD meist auch immer einen Kulturbeitrag!

Bild 1-2: Altensteiner Schloss und Park – Ziel unser diesjährigen Kulturexkursion

Ich selbst wollte derweil auf eigene Faust eine kleine Wanderung unternehmen, da ich auf meine Familie wartete, hatte aber einen Großteil des Vormittages schon in Gesprächen mit Zuchtfreunden „vertan“ und kam gar nicht so recht weg vom Frühstückstisch im Hotel. Die Zeit reichte dennoch für einen kleinen Spaziergang zur Burgruine Liebenstein oberhalb unseres Hotels. Die Organisatoren hatten bestes Wetter bestellt, und so zeigten sich Bad Liebenstein und dessen Umland in den schönsten Herbstfarben.

Bild 3-6: Die kleine Wanderung zur Burgruine Liebenstein eröffnet dem Wanderer einen tollen Blick auf Bad Liebenstein und die Ruine sowie einen Blick in das in der Nähe befindliche Felsentheater

Nach Ankunft der Familie und einem kleinem Mittagssnack wollten wir das gute Herbstwetter nutzen und am Nachmittag „outdoor“ bleiben. Gemeinsam besuchten wir den kleinen Tierpark Bad Liebenstein e.V., der an diesem Tag ganz unter dem Motto „Halloween“ stand. Dort verbrachten wir etliche Stunden, sodass es am Ende fast eng wurde mit einem kurzen Besuch in der Ausstellungshalle und um pünktlich beim Abendessen zu sein. Martin Neumann hatte kurzerhand beim Italiener – im Ristorante Pizzeria „Esposito“- gegenüber dem Hotel einen großen Tisch klargemacht. Und ein Großteil der CCD-Gruppe folgte seiner Einladung. Wir aßen und tranken köstlich, und so wurde auch der zweite Abend in Barchfeld bzw. Bad Liebenstein recht spät.

Feierliche Veröffentlichung der 39. Werratalschau

Für 10.00 Uhr am Samstag, den 1. November 2025, war die feierliche Eröffnung der 39. Werratalschau angesetzt. Bevor wir zu einem weiteren Familienausflug starteten, wollten wir einen kleinen Abstecher in die Halle unternehmen. Neben vielen Züchtern und Interessierten hatten sich einige Funktionäre und Vertreter aus der Lokalpolitik eingefunden. Pünktlich um 10.00 Uhr ergriff Ausstellungsleiter Marcus Beck das Wort und begrüßte alle Anwesenden zur „Zweitgrößten Rassegeflügelschau in Thüringen“, nachdem ja die Nationale Bundessiegerschau in Erfurt im Vorfeld abgesagt wurde. Und mit einem Meldeergebnis von 1.532 Nummern war der Nachweis hierfür erbracht. Es folgte die Begrüßung durch Ralph Groß (Schirmherr der Ausstellung und Bürgermeister von Barchfeld-Immelborn) sowie Redebeiträge von Matthias Apfel (2. Vorsitzender KV Bad Salzungen) und den Repräsentanten aller teilnehmenden SV, bevor sich Gäste und Besucher in die Ausstellungsreihen und verschiedene Gespräche und Unterhaltungen begaben. Es herrschte eine entspannte Atmosphäre.

Bild 7: Feierliche Eröffnung u.a. durch Bertram Trinkerl (CCD), Matthias Apfel (KV Bad Salzungen), Ralph Groß (BM und Schirmherr), Marcus Beck (AL) , Fabian Spangenberg und Ralf Lange (v.l.n.r.)

Schaubergwerk „Hühn“ in Brotterode-Trusetal

Da ich am Sonntagmorgen noch genug Zeit zum Austausch haben sollte, gehörte der restliche Samstag bis zum geplanten Züchterabend der Familie. Unsere Wahl fiel auf das Schaubergwerk „Hühn“ in Brotterode-Trusetal. Und während die geführten Touren am Morgen und Nachmittag dort gut besucht waren, blieben wir bei der 13.00 Uhr-Tour unter uns – auch nicht schlecht! Gute 1,5 Stunden nach Einfahrt in den Schacht erblickten wir wieder das Himmelslicht, voller Eindrücke und Bergmannswissen. Dank und Gratulation an unserem Guide! Selbst gelernter Bergmann, ist es ihm super gelungen unsere Kinder und uns mitzunehmen und einzubeziehen. Einen Besuch im Schaubergwerk „Hühn“ kann man wirklich empfehlen!

Bild 8-11: Impressionen vom Besuch im Schaubergwerk „Hühn“ in Brotterode-Trusetal

Und weil Bildung hungrig macht und es bis zum Züchterabend noch eine Weile hin war, fanden wir noch etwas Zeit für einen Spaziergang durch Bad Liebenstein und „Kaffee und Kuchen, bzw. wer wollte, ein Eis. Das Wetter war inzwischen etwas ungemütlich geworden, dennoch war es eine schöne Gelegenheit – ein Besuch in Bad Liebenstein ist absolut lohnenswert.

Gemeisamer Züchterabend im Hotel „Herzog Georg“

Wenn ich es richtig mitbekommen habe, waren alle SV bis auf einen der Einladung zu einem gemeinsamen Züchterabend im Hotel „Herzog Georg“ gefolgt und so fanden sich Aussteller, Mitgereiste, Organisatoren und Gäste an fünf oder sechs großen Tafeln wieder und kein Platz blieb unbesetzt. Der eine oder andere Verein nutzte noch die Gelegenheit seine Sieger zu ehren und die mitgebrachten Preise und Ehrungen auszugeben. Der CCD nahm jedoch davon Abstand und wird dies im Rahmen der nächsten Sommertagung mit individuell gestalteten Preisen nachholen – freuen dürfen sich über den Clubmeistertitel in diesem Jahr:

Farbschlag:Clubmeister:
Blau-bronzegeschupptJürgen Schulz
Blaufahl-sulfurgeschupptHelmut Trinkerl
Blau-rosageschupptGilbert Debes
Blau-weißgeschupptMarkus Mosebach
Blaufahl-weißgeschupptBertram Trinkerl
Blau mit BronzebindenThomas Zwack
Blaufahl mit SulfurbindenGilbert Debes
Blau mit rosa BindenNina Altrichter
Blau mit weißen Binden– – –
Blaufahl mit weißen BindenMarkus Mosebach
GelbfahlGilbert Debes
RotfahlUlrich Schütze
SchwarzBertram Trinkerl
RotHelmut Trinkerl
GelbHelmut Trinkerl
Tabelle: Unsere CCD-Clubmeister 2025

Der anschließende Abend gehörte dann wieder der guten Geselligkeit, die beim CCD nie zu kurz kommt. Das Hotelteam hatte eine abgespeckte Speisekarte vorbereitet und die Bestellung ging trotz der vielen Gäste nahezu reibungslos und auch die Ausgabe unerwartet problemlos. Kleine Beanstandungen wurden vom engagierten Team schnell in Ordnung gebracht und den Gästen hat es geschmeckt, bevor der Abend in netter Atmosphäre viel zu schnell verging.

Bild 12-13: CCD-Präsident und 1. Vorsitzender Bertram Trinkerl nutzt den Züchterabend, um sich bei Ausstellungsleiter Marcus Beck zu bedanken, bevor man sich in großer Runde dem gemütlichen Teil widmet

Abschluss und Heimreise

Nach dem Frühstück hieß es Abschiednehmen, zumindest schon mal von der Familie – am nächsten Morgen „drohte“ der (Schul-) Alltag und wir wollten sicherstellen, dass unsere Kinder nicht zu spät nach Hause kommen und sie noch ein bisschen Zeit zum „Akklimatisieren“ haben. Das bescherte mir noch ein paar Stunden, um durch die Reihen zu gehen und hier und dort noch zu quatschen und „fachzusimpeln“. Ohne dem Bericht unseres Zuchtwartes vorzugreifen, darf ich wohl berichten, dass wir trotz einiger schmerzvoller Ausfälle eine schöne und breite Abteilung feiner Cauchois gesehen haben. Und darf man den einzelnen Gesprächen glauben, wissen die Züchter der verschiedenen Farbschläge um die Stärken und Schwächen und wo der Weg nach vorn liegt. Häufig sind es nur Nuancen, denn durch die Bank weg wurde und wird hier sehr gute Arbeit geleistet. Dem einen oder anderen Farbschlag darf man hierfür nur eine breitere Züchterschaft wünschen.

Schließlich neigte sich auch die diesjährige Schau ihrem Ende und alle packten zusammen, halfen sich dabei untereinander, verabschiedeten sich voneinander und wünschten sich gegenseitig eine gute Zeit, in der Hoffnung sich bald und gesund wiederzusehen. Das nenne ich Zusammenhalt! Vielen Dank dafür und ein herzliches Dankeschön an Marcus Beck und sein gesamtes Team! Auch wenn Barchfeld mit seiner sehr schönen und modernen Mehrzweckhalle absolut überzeugen kann und das benachbarte Bad Liebenstein die passende Hotellerie und Gastronomie bietet, dann ist es vor allem das großartige Team, was einem solchen Event die richtige Bühne bereitet. Und so konnte man nahtlos an 2021, damals noch geprägt durch die Coronapandemie, anknüpfen, als wir als CCD das erste Mal mit unserer HSS zu Gast waren, und gern kommen wir in ein paar Jahren wieder! Denn ganz bewusst war ich eingangs von meiner gewohnten Anrede abgewichen, denn allein die Freunde der Cauchoistaube anzusprechen, wäre diesem Fest der Rassegeflügelzucht nicht angemessen gewesen!

Marko Schimmel
Webmaster und 2. Schriftführer CCD