Herkunft

Der Ursprung unserer Cauchois:

Die Entwicklung von der blauen Felsentaube bis zur domestizierten Haustaube dauerte Jahrtausende. Der Mensch benötigte weitere Jahrhunderte für die gezielte Entwicklung rassespezifischer Merkmale, die heute unsere verschiedenen Taubenrassen kennzeichnen. Bei vielen Rassen ist die Entstehungsgeschichte nicht durchgängig überliefert und basiert teilweise auf Vermutungen. So auch bei unserer Cauchois.

Hier wichtige Hinweise auf unsere Cauchois:

Buffon (1707-1788)

Georges-Louis Leclerc Comte de Buffon war Naturforscher und Direktor des Botanischen Gartens in Paris. Er zitiert bis dahin erschienene Werke der Naturgeschichte. Bei seiner Beschreibung der Taubenrassen stützt er sich auf die Aufzeichnungen von Monsieur Fournier, Fasaneriemeister des Grafen von Clermont. In seinen Werken sind Aufzeichnungen zum Kröpfer „Le Pigeon Grosse Gorge“ – der Vorläufer des Franzözischen Kröpfers und damit Urgroßvater der Cauchois – sowie zur „Pigeon Suisses“ – die Schweizer Taube – zu finden. Als Färbungen werden jacinte (Hyanzinth), coleur de feu (Feuerfarbe) und noyer (Nussbaum) bzw. jaunes maillés (Gelbgeschuppt) ausgewiesen – Farben, die dem Cauchoiszüchter sehr vertraut sind.

Boitard (1756 – 1834) et Corbie

Nach Rückkehr aus dem Exil, in welches er als Colonel der Nationalgarde im Zuge der Französischen Revolution flüchten musste, entwickelte sich Pierre Boitard Anfang des 19. Jahrhunderts zu einem großen Naturforscher. Unterstützung findet er in Monsieur Corbié, dem Vogelmeister der Herzogin de Berry. Sie beziehen sich auf Werke von Buffon und Vieillot. Sie machen Ausführungen zu Kreuzungen, wonach maillé jacinthe (Hyazinthgeschuppt) mit feu (Feuerfarbe) mailé noyer (Wallnussgeschuppt) sowie maillé jacinthe mit noyer die Farbe pecher (Pfirsichfarben) ergibt.

Fulton (1834-1905)

Robert Fulton war Taubenhändler, begnadeter Züchter und Preisrichter. Gemeinsam mit dem Geflügelmaler Joseph Williamson Ludlow erschuf er das Werk „The illustrated book of pigeons with standards for judging“. Dieses zeigt die Hyacinth und die Victoria. Wie selbstverständlich ordnen sie beide als deutsche Rassen ein. Sie seien in Deutschland hoch entwickelt und werden hin und wieder in größeren Zahlen in die Nachbarländer Frankreich und England exportiert.

Goldgelbe Hyazinthtaube (oben) aus dem Werk „The illustrated book of pigeons with standards for judging“ aus dem Jahr 1876

Fulton bechreibt die Hyacinth als große, kräftige Taube mit langem Gefieder und wildem, unfreundlichem Charakter. Er schwärmt für deren Schönheit und stellt die dreifarbige Schuppung heraus. Die Victoria hält er für die gleiche Art, sie sei nur im Körper etwas schwächer.

Unsere Cauchois in der Neuzeit:

Auch wenn nicht alle Entwicklungsschritte eindeutig wiedergegeben werden können, so ist doch sicher, dass die Cauchois in ihrer heutigen Ausprägung in der Zeit zwischen 1860/1870 bis 1900 zu einer eigenständigen Rasse mit festen Rassemerkmalen erzüchtet wurde.

„Les Pigeons Maillés“ – in Brüssel gedruckte Farblithografie ca. aus dem Jahr 1880

Nachweislich wurde die Cauchois in ihrer heutigen Prägung erstmals 1891 in Paris ausgestellt. Züchter war Monsieur Brindel aus Fécamp, einem kleinen Städchen in der Provinz „Pays de Caux“. 1905 wurde die Rasse von Jaques Danchin in der Verbandsschrift der Nordfranzösischen Geflügelzüchter sehr detailliert beschrieben. Der Verband nahm die Rasse daraufhin bei der Ausstellung in Lille 1905 als Cauchois an.

Die Namensgebung unserer Cauchois geht demnach allein auf die Region ihrer Entstehung zurück, der Provinz Caux in der Normandie.

Unsere Cauchois kommen nach Deutschland:

Auch wenn die Cauchois frühzeitig ihren Weg nach Belgien und Holland fanden dauerte es doch noch einige Jahre bis sich auch in Deutschland ein fester Zuchtbestand etablierte. Zwar besaßen einige deutsche Züchter schon in den Vorkriegsjahren vereinzelte Paare, aber von einem festem Bestand konnte noch keine Rede sein. So dauert es bis in die Nachkriegsjahre bevor in Deutschland das Interesse nach der Cauchoistaube wächst und allmählich ein fester Zuchtbestand aufgebaut werden kann. Das verdanken wir einigen wenigen Enthusiasten:

Erst 1946 erwirbt Wilhelm Ziebertz, damaliger Präsident des Bundes Deutscher Rassegeflügelzüchter (BDRG), beim Weltgeflügelkongress in Paris einige Cauchois in blau-bronzegeschuppt und blaufahl-sulfurgeschuppt. Diese übergibt er unter anderem an Hans Berge, dem städtischen Direktor der Stadt Köln, der selbst passionierter Hausgeflügelkundiger ist. Er wiederum schenkt dem Zoologischen Garten in Köln am 10. Dezember 1954 exakt 15 Cauchois, womit ein nicht unbeträchtlicher Bestand in Deutschland fest angesiedelt worden war.

Carneau und Couchois Mitte der 1950er Jahre – Abbildung von Johannes Lentink aus dem Werk „Le Pigeon cet Inconnu“ von Louis Mannant aus dem Jahr 1958

Auf Initiative von Wilhelm Ziebertz erwirbt der Landesverband (LV) Rheinischer Rassegeflügelzüchter bei der Weltgeflügelausstellung 1951 in Paris erneut einige Cauchois und führt sie nach Deutschland ein. Sie werden in der Gustav-Heimendahl-Gedächtnisstätte angesiedelt.

Aufgrund vermehrter Anfragen sieht sich Wilhelm Ziebertz als Präsident des BDRG 1954 veranlasst, die zuvor in Frankreich 1950 neu aufgesetzte Musterbeschreibung als Originalfassung in den deutschen Fachorganen zu veröffentlichen. Die Cauchoistaube hat es auf diese Weise für den Bereich des BDRG zur Anerkennung in Deutschland geschafft.

In den folgenden Jahren beschicken der Kölner Zoo und Dr. Zielke aus Ahrensburg namhafte Ausstellungen mit der „neuen“ französichen Rasse und machen unsere Cauchois so in Deutschland bekannt. Es finden sich neue Freunde dieser schönen Taubenrasse, was uns zur Gründung der Interessengemeinschaft der Cauchois-Taubenzüchter und die Gründung des Sondervereins der Cauchois-Züchter im Jahre 1966 führt.

Quelle: Jürgen Schulz „Cauchois – Porträt einer französischen Taubenschönheit“ aus dem Jahr 2009


Buchtipp:

Wer Interesse hat, sich tiefer in der Geschichte der Cauchois sowie ihrer Verbreitung und Entwicklung in Deutschland zu belesen, dem sei folgende Literatur empfohlen:

Jürgen Schulz „Cauchois – Portrait einer französischen Taubenschönheit“
Cauchois-Verlag
1. Auflage 2009
ISBN 978-3-00-024850-4