Europas Cauchois bei der 30. Europaschau der EE – Entente Européenne d’Aviculture et de Cuniculture 1938 – vom 7.-9. November 2025 in Nitra / Slowakei

Posted on: 23. November 2025, by :

Liebe Freunde der Cauchois, werte Leser,

auch wenn ich mich physisch nicht fortbewegen sollte, habe ich mich für unsere schöne Taubenrasse auf ein kleines „Abenteuer“ begeben:

Nach mehreren Rückschlägen (Corona, Geflügelpest etc.) sollte 2025 endlich wieder eine Europaschau der EE (Entente Européenne d’Aviculture et de Cuniculture 1938) stattfinden. Nitra im Westen der Slowakei hatte den Zuschlag bekommen. Unter „normalen“ Umständen wäre ich niemals auf die Idee gekommen, daran teilzunehmen. A) Schon allein aufgrund der Entfernung, B) sollte ein Wochenende früher unsere HSS in Barchfeld stattfinden und C) war frühzeitig klar, dass auch hierfür das sogenannte TRACES-Zertifikat benötigt wird. Immerhin hatte ich selbst noch mit ein paar Rückschlägen zu kämpfen und betrieb meine Zucht und mein Hobby bis dato nicht mehr so intensiv wie in früheren Jahren. Es ist allein einem sehr gutem (Zucht-) Freund zu verdanken, dass ich mich kurz vor Toresschluss noch angemeldet habe, denn er würde wohl als Chauffeur fungieren. Meine Motivation: Zum einen schien es mir eine gute Gelegenheit, unsere schönen Cauchois und insbesondere die schönen Bronzebindigen weiter in den Osten zu tragen. Zum anderen war inzwischen bekannt, dass im Januar 2026 unsere rassespezifische Europaschau, im Allgemeinen bekannt als „Europäische Vergleichsschau der Cauchois“, in Enchenberg / Frankreich stattfinden sollte. Im Hinterkopf auch hier wieder mehr Aktivität zu zeigen, stand mir also das Thema mit dem TRACES-Zertifikat so oder so bevor. Warum also nicht frühzeitig üben und lernen!? Und scheinbar kam meine Anmeldung gerade noch rechtzeitig, denn am letzten Tag der Anmeldefrist wurde schon im Laufe des Tages vermeldet, dass die Hallenkapazität erreicht sei und daher keine weiteren Meldungen angenommen werden. Und es sollten tatsächlich nicht mehr als 28 Cauchois gemeldet sein. Darunter meine vier Bronzebindigen, die ich recht günstig zum Verkauf gemeldet hatte – vielleicht findet jemand daran Gefallen und ergreift die Chance!?

Der weite Weg nach Nitra

Geografisch ist heutzutage schnell ermittelt, wie weit es bis Nitra ist und welcher der beste Weg ist. Hat man früher Atlanten gewälzt und die Strecke grob abgeschätzt, bedient man sich heute feiner Apps. Das sollte nicht das Problem sein, sondern die erforderliche Administration und das „Zurechtfinden“ in den vorgegebenen Portalen. Die Organisatoren hatten keine Mühe gespart und für die Anmeldung ein multilinguales Meldeportal und viele Informationen in den gängigen Sprachen bereitgestellt, aber IT und das Zusammentreffen vieler Sprachen allein kann schon herausfordernd sein! Gut, dass ich mit beidem alltäglich zu tun habe! Und zum Glück hatte ich meine Anmeldung auch so gut getätigt, dass meine Tauben auch als „Cauchois blau mit bronze Binden“ aufgenommen wurden und nur wenige Stunden entsprechend dem im Meldesystem vordefinierten Farbschlag „Cauchois mit Binden“ im System geführt wurden. Anders bei den Bronzegeschuppten, die noch eine ganze Weile neben „Cauchois bronzeschildig“ stehen sollten. Schließlich hatte aber auch das sich irgendwann gefunden.

Bild 1: Das Meldeportal der Organisatoren – Was am Anfang noch ziemlich „blank“ war, füllte sich bis zum Ende der Veranstaltung step by step mit immer mehr Informationen und wurde zum Dreh- und Angelpunkt für den Aussteller – Mehr Tranzparenz geht nicht!

Dass die Wege zum Erhalt einer TRACES-Bescheinigung von Landkreis zu Landkreis stark voneinander abweichen, hatte sich in den letzten zwei Jahren seit Einführung herumgesprochen. In meinem konkreten Fall hieß es sich als erstes auf dem entsprechenden Portal der Europäischen Union anzumelden. Auch hier half eine Beschreibung des lokalen Veterinäramtes. Schade nur, dass einem die erfolgreiche Beantragung des EU-Logins mit Benutzername und Passwort erstmal wenig half, denn das eigentliche Portal lies sich damit gar nicht öffnen. Aber mittlerweile ist man ja erfinderisch und mit dem Download der EU-Login-App auf das Handy und einer Zweifaktorenauthentifizierung war auch dieses Hindernis überwunden. Danach hieß es tagelang warten, dass die beantragte Rolle freigegeben wird – unsicher, ob man alle Eingaben richtig getätigt hat. Das Ganze war natürlich in einem Mix aus Deutsch und Englisch, und der Amtsgebrauch ließ sich bei einigen Eingabefeldern auch nicht verbergen.

Bild 2: Nach erfolgreichem Login bei TRACES NT (https://webgate.ec.europa.eu/tracent) und Tätigung aller Angaben ist die Rolle des „Operators“ (dt. „Unternehmer“) beantragt und wartet auf Freigabe durch die verantwortlichen Behörden

Nach über einer Woche des Wartens, ohne dass etwas passiert war, überlegte ich, was ich tun kann. Rat wusste ich mir nur dadurch, ungezwungen Kontakt zu meiner Veterinärbehörde aufzunehmen, um sie auf mein konkretes Vorhaben hinzuweisen und mir frühzeitig einen passenden Beschauungstermin zu sichern. Prompt die Antwort, die Rolle sei freigegeben und der Termin eingetragen!

Allmählich stellte ich mir nun die Frage, welche Tiere ich nach Nitra entsenden sollte? Im besten Fall würde ich diese ja verkaufen, also sollten es keine Tiere sein, die ich für die Zucht brauchen würde! Und auch keine, die ich wenige Tage zuvor bei der HSS stellen wollte, das war klar! Das Problem lag ganz woanders: Denn bei nur 28 gemeldeten Cauchois war nicht davon auszugehen, dass ein Preisrichter (PR) im Amt sein wird, der in Tiefen mit unserer Cauchois vertraut ist. Und was hilft ein einladender Verkaufspreis, wenn die Tiere im unteren oder gar bestenfalls im mittleren Punktebereich einsortiert werden? Wahrscheinlich wäre das Verkaufsvorhaben und damit das ganze Projekt gescheitert!? Also waren zwei Fragen zu beantworten: 1) Nach welchen Aspekten würde der PR bewerten und richten? Dass Typ, Form und Größe eine vorrangige Rolle spielen würden, war ich mir ziemlich sicher. Zusätzlich besorgte ich mir noch die EU bzw. französische Musterbeschreibung, denn diese würde der PR wohl sehr wahrscheinlich zu Rate ziehen! Und 2) Würde ich Tiere in meinem Bestand finden, die dieser Erwartung entsprechen und sie nicht frühzeitig aussortieren, und finde ich damit eine gute Balance zwischen potentieller Bewertung aus Sicht des amtierenden Preisrichters und meiner eigenen Vorstellung einer blau-bronzebindigen Cauchois? Ich wollte meinem Vorhaben keinesfalls selbst die Ursprungsabsicht entziehen? Und am Ende war zu beachten, dass, wenn die Ringnummern (im Meldeportal und bei Traces) erst einmal hinterlegt waren, es kein kurzfristiges Umentscheiden mehr gab!

Bereits Mitte September galt es den nächsten Schritt zu gehen: Im Rahmen der Pflichtimpfung gegen den Paramyxovirus (PMV) galt es auch ND (Newcastle Disease) zu impfen, was zusätzlich für den Erhalt der TRACES-Bescheinigung nachzuweisen war. Erfahrene Geflügelzüchter wissen, dass es sich hier um die Pflichtimpfung für Hühner handelt – echt komisch, denn in keinem der anvisierten Länder ist dies meiner Kenntnis nach eine Pflichtimpfung für Tauben. Aber es gab keine weiteren Vorgaben, weshalb eine Tablette für eine einfache Schluckimpfung beschafft und das damit aufbereitete Trinkwasser verabreicht wurde. Der zeitliche und finanzielle Aufwand hielt sich also in Grenzen.

Inzwischen Ende September, fand sich endlich mal Zeit sich näher mit der Europaschau zu befassen – die Organisatoren boten eine Vielzahl an Informationen auf der Homepage und dem Meldeportal selbst an. Darunter auch eine Datei, die ich als vorläufigen Katalog interpretierte. Bei nur vier blau-bronzebindigen Cauchois war es ein Leichtes die eigenen Tiere zu finden. Und hier fiel mir auf, dass diese scheinbar nur als Einzeltiere galten, während andere Kollektionen auch als solche – als Kollektionen zu je vier Tieren – im Katalog zu erkennen waren. Was war geschehen? Hatte ich einen Fehler bei der Anmeldung getätigt? Zumindest war mir dieser nicht bewusst, denn ich hatte versucht die Tiere als „Kollektion“ anzumelden, das System hatte mir aber ausdrücklich vorgegeben, die Tiere einzeln einzugeben, und nachdem in der Spalte „Kollektion“ bei allen vier Tieren eine „1“ stand bin ich davon ausgegangen, dass alle vier Tiere als meine Kollektion „1“ zusammengefasst werden. Wohl ein Irrtum!? Und da ich auch noch keine offizielle Bestätigung in Form der angekündigten Mail (B-Bogen) erhalten hatte, hatte ich gleich zwei Gründe mich per Mail an die Organisatoren bzw. im CC an unseren Ansprechpartner vom BDRG zu wenden. Und wenige Tage später dann auch die erlösende Antwort – keine Ahnung wie es dazu kam, aber selbst Hansjörg Opala hatte sich eingeschalten, und im vorläufigen Katalog waren meine vier Tiere fortan als Kollektion ausgewiesen.

Bild 3-4: Auszug aus dem „vorläufigen“ Katalog vorher / nachher – die vier Bronzenbindigen, die zunächst als Einzeltiere geführt wurden (links) stehen später als gewünschte Kollektion (rechts)

Mitte Oktober, genaugenommen am Sonntagabend des 12. Oktober 2025, erhielt ich dann die erwartete E-Mail. Die Bestätigung war erneut multilingual – neben der Ausführung in Slowakisch, Tschechisch, Polnisch, Englisch, Französisch, Spanisch und Ungarisch fand sich im mittleren Teil die deutsche Fassung wieder. Im Anhang befanden sich zudem sieben personalisierte Dokumente, allen voran die offizielle Bestätigung als „B-Bogen“. Jetzt hieß es die administrativen Vorbereitungen anzugehen – benötigt wurden das klassische, tierärztliche Attest, eine Gesundheitserklärung (Etwa des Züchters? Oder ist mit beidem das Gleiche gemeint?) und das TRACES-Zertifikat. Und natürlich ein paar passende Tiere. Bis zum 4. November 2025 / 20.00 Uhr waren die Ringnummern ins Meldeportal einzugeben.

Exakt zwei Wochen vor Einlieferung kommt Bewegung in die Sache. Ich selbst mache mir langsam Sorgen, ob es meinem Zuchtfreund noch gelingt in Sachen TRACES zu mir aufzuschließen. Keiner von uns kennt die genauen Prozesse und Abhängigkeiten – wird die Zeit reichen oder schlägt uns die Bürokratie? Von seinen slowakischen Zuchtfreunden wusste er zudem zu berichten, dass unweit von Nitra erste Fälle von Vogelgrippe observiert wurden. Am gleichen Tag wurde die Absage der LV-Schau Berlin-Brandenburg in Paaren Glien kommuniziert – bereits die zweite deutsche Großschau nach der Nationalen Bundessiegerschau in Erfurt. Das gibt einem zu denken! Ich versuchte unbeirrt weiterzumachen, und prompt meldete sich am Abend noch das zuständige Veterinäramt: „Die TRACES-Datenbank war erfolgreich.“ und man benötige als nächstes die Impfnachweise, welche ich am nächsten Tag zuarbeite. Prompt folgt ein Anruf der Veterinärbehörde, denn kurzerhand muss der geplante Besuch auf den Vortag der Anreise datiert werden, weil das TRACES-Zertifikat nur eine Gültigkeit von 48 Stunden hat – Lesson Learned. Neben der Beschau des Bestandes sind auch die geplanten Einzeltiere vorzustellen, was zu dem Zeitpunkt absolut in Ordnung geht und keinen Mehraufwand darstellt. Die Veterinärbeamtin würde dann auch gleich das tierärztliche Attest ausstellen, was einen separaten Besuch des Tierarztes erspart.

Noch eine Woche bis zum geplanten Erhalt meiner ersten TRACES-Bescheinigung: Völlig überraschend erreicht mich eine Mail, wonach mir Zugang zum TRAde Control and Expert System gewährt wird. Daraufhin logge ich mich wie gewohnt ein. Nur dieses Mal sieht alles anders aus – nichts kommt mir mehr vertraut vor. Das System hält nun diverse Möglichkeiten bereit, doch selbst ich finde nichts mehr von Wert und ich bin absolut „lost“! Also verlasse ich die Plattform wieder und hoffe darauf, dass sich alles am 3. November 2025 mit dem Hausbesuch der Veterinärbehörde (er-) klärt!?

Mit Start ins lange HSS-Wochenende überschlagen sich die Nachrichten. Während bei meinem Kompagnon wohl auch alles für das TRACES-Zertifikat auf den Weg gebracht ist und in meinem kleinen Bestand die Tiere für die HSS sowie die im Anschluss stattfindende Europaschau „ausgeguckt“ sind, verhängt Brandenburg eine landesweite „Aufstallung“ – „Das Land wird von der Vogelgrippe heimgesucht!“. Dazu gibt es sogar im RBB eine Sondersendung zur besten Sendezeit (20.15 Uhr). Fakten zur Lage in BB bleiben aus. Ein Blick nach Polen ist noch das Interessanteste an dieser „Sondersendung“! Aber ab dort an sind „alle Antennen auf Empfang“. Die Internetseiten des Tierseucheninformationssystems (TSIS) des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI) und des Landkreises werden fortan regelmäßig besucht. Und während in BB alle Alarmglocken läuten, ist es in Sachsen-Anhalt bis dato noch ruhig. Und zum Status in der Slowakei findet man online nur wenig, ggf. der Sprache geschuldet!? Es wird in allen Berichten auf einen konkreten Fall an der Grenze zu Polen verwiesen. Man weiß nicht, was man davon halten soll! Also einfach abwarten was die nächsten Tage bringen!

Zurück von der HSS – und immer noch gespannt, was das Thema „Vogelgrippe“ für Auswirkungen hat – geht es an die weitere Vorbereitung. Reserviert sind zwei stämmige Täuber, beide ohne Bavette. In ihren Merkmalen liegen die Tiere voll im Standard, ggf. schon über der Normgröße und die Binden sind für unser Verständnis einfach schon zu breit angelegt. Bei den Täubinnen entscheide ich mich für zwei Bavettentiere, um dem potentiellen Käufer die Ausgleichspaarung zu ermöglichen und um auch solche Tiere zu präsentieren. Ein Tier ist dadurch etwas schwächer, entspricht aber voll dem Europastandard und könnte auch auf einer deutschen Sonderschau präsentiert werden. Beide Tiere überzeugen in den Rassemerkmalen, insbesondere der Bindenanlage als Hauptrassemerkmal.

Und nun war der „Zeitpunkt der Wahrheit“ gekommen! Werden wir fahren dürfen? In der Slowakei scheint es bzgl. der Vogelgrippe keine Restriktionen zu geben, denn bereits das ganze Wochenende erhielt ich täglich Erinnerungsmails, meine letzten Daten (hier die Ringnummern) ins System einzutragen. Deadline war nun der 03. November 18.00 Uhr! Kein Wort von „Absage“! Aber was wird das lokale Veterinäramt sagen? Nachdem der Landkreis bis dato weitestgehend verschont geblieben war und die Beschauung ohne Auffälligkeiten ausging, hielten wir gegen 10.00 Uhr unser erstes gemeinsames TRACES-Zertifikat in Händen. Das Gesundheitszeugnis wurde auch gleich noch von der Veterinärbehörde unterschrieben und gegen 12.00 Uhr standen meine Ringnummern im System. Mein Kompagnon hatte zu dem Zeitpunkt noch ein bisschen mehr Arbeit vor der Brust, aber auch er sollte am nächsten Morgen bereit sein!

Fast planmäßig begaben sich meine Tauben auf den Weg nach Nitra. Ich persönlich konnte jetzt nur noch dadurch unterstützen, meinem Gefährten die erforderlichen Vignetten und seine Eintrittskarte zu bestellen und bereitzustellen. Dank der heutigen Online-Portale war auch das kein großes Ding und für etwas mehr als 35,00 EUR waren die 10-Tages-Vignetten für Tschechien und die Slowakei freigemacht. Und der Preis für die Eintrittskarte sollte sich trotz zweier Zuschläge für das ganze Ausstellungswochende auf nur 15,80 EUR belaufen – wirklich unschlagbar! Mit der Rolle des Back Offices bin ich ja bestens vertraut, trotzdem ist es ein komisches Gefühl, wenn sich der Andere allein auf eine solch lange Reise begeben muss. Gegen halb acht am Abend dann die erlösende Nachricht: Er sei gut angekommen – alles hat bestens geklappt, die Tiere haben die Reise gut überstanden und sind eingeliefert. Damit war der erste Teil der Unternehmung geglückt.

Impressionen von der Europaschau:

Man möchte meinen, die Züchterwelt traf sich in Nitra, denn ich stehe alsbald mit Zuchtfreunden aus verschiedenen Regionen im Austausch. So wird bereichtet „Hier in der Slowakei ist es fast wie zu unbeschwerten Zeiten. Gut gefüllte Hallen und Käfige.“ Die offiziellen Zahlen der Organisatoren: 2.674 Aussteller aus 23 Ländern aus ganz Europa haben ein Meldeergebnis von 22.521 Tieren generiert. Diese teilen sich auf 9.900 Kaninchen, 6.244 Geflügel und 5.562 Tauben sowie 633 Exoten und 124 Cavias (Meerschweinchen). Und der „Agrokomplex“ von Nitra bietet – nicht zum ersten Mal – mit seinem Hallenkomplex beste Möglichkeiten für die Unterbringung – ein einreihiger Aufbau und meist gute bis sehr gute Licht- und Platzverhältnisse boten eine perfekte Bühne.

Bild 5-8: Der Agrokomplex von Nitra (Quelle: https://agrokomplex.sk) und die Halleneinteilung anlässlich der 30. EE-Schau mit Eindrücken aus dem Inneren der Hallen

Überrascht von einigen hochrangigen Namen war die Züchterschafft der Cauchois trotz der kleinen Abteilung international besetzt: Den Auftakt machten die Blau-bronzebindigen (4). Alle Tiere fanden sich im sg-Bereich wieder. Wünsche wurden bzgl. der Bindenführung und der Bindenfarbe geäußert. Ein sg 95 für Marko Schimmel (DE) war der Lohn.

Die größte Kollektion stellten die Blau-bronzegeschuppten (15). Hier war eine deutliche Abstufung zu sehen. Allen voran unser Zuchtfreund Ronny Arryn (BE) – er errang auf 1,0 jung den Europa-Champion und zeigte mit zwei weiteren Täubern (hv 96 E und sg 95) weitere Spitzentiere und legte damit den Maßstab für die Konkurrenz. Die Zuchtfreunde Alicia Escolar (ES), Yoann & Erwann Le Guet (FR) und Jozef Kovalik (SK) kamen bei dieser Konkurrenz auf maximal sg 94 Punkte heran. Sah man hier durchgängig schöne Typen, waren Schuppungsbild und -farbe wohl der Hauptgrund für die Abstufung. Insbesondere Schuppungsbild und -farbe der spanischen Tiere konnten aus meiner Sicht nicht überzeugen.

Es folge die Kollektion von Romaric & Gaspard Puthod (FR) und ihre blaufahl-sulfurgeschuppten Cauchois (4): Mit v 97 E auf 0,1 jung , hv 96 E auf 1,0 jung und 2x sg 95 erlang deren Auswahl den Europameister-Titel (383 Punkte). Überzeugend im Typ und mit sauberen und intensiven Farben fehlte es den Tieren aus meiner Sicht an Homogenität im Schuppungsbild – eine ausgeprägtere und ausgeglichenere Schuppung wäre wünschenswert gewesen, insbesondere im Herz.

Last but not least: Den Abschluss bildeten die Blau-weißgeschuppten (5). Auch Mirel Ionut Grigore (RO) wusste zu überzeugen – ein v 97 EE auf 1,0 jung brachte ihm die Europa-Medaille ein. Mit einem zweiten 1,0 jung und sg 95 sowie 3x 0,1 jung im sg-Bereich zeigte er eine sehr schöne Kollektion „hyazinthfarbiger“ Cauchois. In meinen Augen die schönste Kollektion in dieser Konkurrenz. Zu sehen waren schöne Typen, meist mit tollem Schuppungsbild. Alle Tiere ohne Bavette.

Wie ist das Abenteuer geendet?

Obwohl alle (offiziellen) Kanäle für die Zeit der Bewertung deaktiviert wurden, überraschte man mich bereits am Morgen des zweiten Bewertungstages gegen 8.00 Uhr mit den Ergebnissen meiner Kollektion. Zu der Zeit waren die anderen Cauchois noch ohne eine (dokumentierte) Bewertung, folgten wohl erst im Laufes des Tages. Mit 95 und 94 Punkte auf die beiden 1,0 und zweimal 93 Punkte folgend hatte sie sich gut platziert. Für etwas Großes sollte es nicht reichen, aber beste Voraussetzungen für einen Verkauf wurden geschaffen. Am Ende kam zwar nicht die leere Kiste heim, aber immerhin konnte ein Paar veräußert werden. Leider war nicht zu erfahren, wohin. Und die zwei verbliebenden Tiere haben die Strapazen auch gut überstanden und sind gesund heimgekehrt und wohlauf.

Apropos Tiergesundheit: Die Zusammenarbeit mit der Veterinärbehörde war ausgezeichnet und auf Augenhöhe. Hat man den administrativen Akt (mit der Anmeldung und der Beantragung im TRACES NT-Portal der EU) erst einmal überwunden und es zählt nur das gesprochene bzw. geschriebene Wort, dann ist alles stemmbar. Und auch die Kosten sind absolut im Rahmen. Wir wurden bestens unterstützt und vor der nächsten TRACES-Bescheinigung ist mir daher nicht mehr bange!

Irren sollte ich mich, was den amtierenden PR und die Konkurrenz betraf. Hatte ich noch die Cauchois aus Polen und Tschechien von vor einigen Jahren vor Augen, sah man hier im Wesentlichen eine kleine, aber feine Kollektion schöner Cauchois in verschiedenen Farben. Kein Wunder, wenn führende Züchter wie Ronny Arryn (BE) und Romaric Puthod (FR) ihre Tiere präsentieren. Und auch dem eingesetzten PR Leroy Anthime muss man eine gute Arbeit attestieren. Selbst EE-Delegierter und Präsident des SNC (La Société de Colombiculture) – vergleichbar mit unserem VDT – hat er die kleine Abteilung von nur 28 Tieren objektiv bewertet, mit den Prämissen wie man es von einem französischen PR erwarten dürfte. Und die blau-weißgeschuppten Vertreter von Grigore Mirel Ionut aus Rumänien bewiesen, dass schöne Cauchois auch weit im Osten Europas zu finden sind. Mein Glückwunsch geht an alle Sieger und allen Teilnehmern gilt mein Respekt!

Ein Manko hatte die 30. EE-Europaschau jedoch! Ich war nicht dort! Aber dank meines Zuchtfreundes und vieler Verbindungen in die Züchterwelt konnte man nahezu „live“ dabei sein. Was die Organisatoren hier abgeliefert haben, davor kann man nur den Hut ziehen und dazu gratulieren! Vom ersten Tag und der Anmeldung im Meldeportale bis zum letzten Tag war alles super organisiert und man war jederzeit auf dem aktuellen Stand. Selbst beim Aussetzen ging alles absolut geordnet zu. Und wenn es hier und dort kleinere Themen gab, sollte man dies nicht überbewerten. Trotz aller Herausforderungen konnte man die Geflügelzüchter Europas in Nitra zusammenführen und ich bin mir sicher, dadurch wurden viele Freundschaften neu geschlossen oder bestehende intensiviert. Damit wird auch die diesjährige Ausgabe vielen Menschen positiv in Erinnerung bleiben. Und beim nächsten Mal bin ich sicher selbst von der Partie!

Mein Dank geht insbesondere an meinen Zuchtfreund Enrico Lange und an Frau Dr. Juliane Zahradka vom Veterinäramt in Wittenberg, weil sie maßgeblich Anteil daran hatten, dass dieses „Abenteuer“ überhaupt zustande kam. Immerhin konnte sich Erstgenannter selbst mit der Europameister-Titel belohnen. Seine Kollektion goldbrauner New Hampshire schaffte es auf 378 Punkte – Glückwunsch, mein Freund!

Marko Schimmel
Webmaster und 2. Schriftführer CCD