Die Entwicklung der Geschuppten

Die pigeons maillés, die Geschuppten, prägen den Ursprung unserer schönen Cauchoistaube. Mit nur fünf (in Deutschland anerkannten) Farbenschlägen ist die Zahl derer im Vergleich zur Anzahl bindiger Farbenschläge recht gering, doch stellen drei Farbvertreter dieser Zeichnungsvariante zahlenmäßig die größte Population in Deutschland und sind bis auf die Blaufahl-weißgeschuppten allesamt historisch überliefert. Bezeichnungen wie couleur de maron, couleur de feu, maillé jaune, maillé rosé ou fleur de peche oder maillé jacinthe lassen ihren Ursprung kaum verbergen, wenn auch mit der Standardisierung der Farbbezeichnungen ihre früheren Namen wie z.B. „Pfirsichblütenfarbig“ oder „Hyazinthfarbig“ inzwischen nicht mehr in dem Maße gebräuchlich sind.

Blau-bronzegeschuppte:

Die Blau-bronzegeschuppten, früher als „Rotgeschuppte“ bezeichnet, gelten als der „Standardfarbenschlag“ der Cauchois. Ihre Farbpalette reicht von mahagoni- bis feuerfarbig, sodass in der ersten – aus Frankereich stammenden – Musterbeschreibung aus dem Jahr 1908 bereits auf die verschiedene Farbnuancen hingewiesen wird. Lange Zeit liegt die Aufmerksamkeit der Züchter darin, ein sauberes Blau in der Körperfarbe in Einklang mit einer satten und zugleich leuchtenden Schildfarbe zu bringen. Vorbei sind die Zeiten unreiner Zeichnungen und matter Farben, von grobem Saum und Pfeffer. Heute präsentiert sich das Groß der Blau-bronzegeschuppten auf einem sehr hohen Niveau, was die Intensität und Reinheit der Farben betrifft. Auch ist die Schuppung im Schild sehr gleichmäßig verteilt. Wünsche bietet dieser Farbenschlag hier und da in der Form, um den schönen Cauchoistyp noch stärker zum Ausdruck zu bringen.

Blaufahl-sulfurgeschuppte:

Die Blaufahl-sulfurgeschuppten, früher als „Gelbgeschuppte“ geführt, ist – historisch begründet – der zweite starke Farbenschlag neben dem der Blau-bronzegeschuppten. Ein aus dem 18. Jahrhundert stammendes Gemälde, welches französische Taubenfreunde in einem alten französischen Chateau entdeckt haben, untermauert die frühe Entstehung dieser Farbvariante, wenn auch das Abbild das eines Kröpfers ist.

Das Blaufahl-sufurgeschuppt ist die Verdünntvariante des Standardfarbenschlages, d.h. das Blau als Grundfarbe des Körpers wird zum Blaufahl, das Bronze des Schildes zum Sulfur. Die Farbpalette reicht dabei von einem hellen Strohgelb über Goldgelb bis hin zu einem Walnussbraun, wobei das Bestreben auf ein sattes und leuchtendes Goldgelb abzielt. Hinsichtlich der Figur und Form sind die blaufahl-sulfurgeschuppten Cauchois sehr ausgeglichen auf einem sehr hohen Niveau. Der Fokus deutscher Züchter liegt daher in der farblichen Weiterentwicklung.

Blau-rosageschuppte:

Bei der Färbung der Blau-rosageschuppten handelt es sich um keine Verdünntvariante des Standardfarbenschalges, sondern um eine Aufhellung der Blau-bronzegeschuppten. Experten wissen um den Einfluss des „Toy Stencil-Faktors“, dem die Rosagschaupten ihren früheren Namen „Pfirsichblütenfarbig“ verdanken. Das Blau wirkt heller als beim Standardfarbenschlag. Und während man bei den Blau-bronzegeschuppten und den Blaufahl-sulfurgeschuppten eine satte Schildfarbe vorweg stellt gilt hier das Augenmerk einem zarten Pastellton.

Obwohl die „Pfirsichblütenfarbigen“ bereits in den ältesten Schriften erwähnt und ihr Farbton als urtümliche Cauchoisfärbung gilt, ist relativ sicher, dass keine Exemplare dieser Färbung die Wirren des Zweiten Weltkrieges überlebten. Zumindest ist nicht bekannt, dass es sie in den 1950er Jahren noch gab. Die Älteren unter uns erinnern sich, dass die ersten Exemplare in den 1960er Jahren nach Deutschland kamen. Und auch erste Abbildungen aus dem Mutterland Frankreich datieren auf diese Zeit. Es ist davon auszugehen, dass die Blau-rosageschuppten der Neuzeit aus der Kreuzung blau-bronzegeschuppter Cauchois mit blaugeschuppten Luchstauben entstanden. Da dabei sowohl weißschwingige und farbschwingige Luchser zum Einsatz kamen erklärt u.a. ihre etwas gedrungenere Figur, das häufigere Auftreten von weißen Schwingenfedern und die des Öfteren fehlende Bavette.

Die ersten Tiere hatten einen sehr groben Saum und die Schildfarbe entsprach zunächst überhaupt nicht dem der „Pfirsichblüte“, sondern eher einem stumpfen Braun. Solche Exemplare beherrschten das Bild bis in die 1970 und 1980er Jahre. Der Durchbruch gelang erst mit der Wiedererzüchtung der Blauen mit weißen Binden durch Albert Lutz (Erstvorstellung im Jahr 1973). Er war es auch, der seine Emfehlung gab, weißbindige Cauchoisvertreter in die Zucht der Blau-rosageschuppten zu nehmen. Heute überzeugt dieser Fabenschlag wieder durch feinste Farb- und Zeichnungsanlagen sowie durch ein ausgesprochen festes Federkleid, was sie kompakter erscheinen lässt. Für Außenstehende wirken die Tiere etwas schwächer als Vertreter anderer Farbenschläge, doch entsprechen sie durchweg den Anforderungen an Größe, Form und Gewicht.

Blau-weißgeschuppte:

Die Blau-weißgeschuppten teilen das Schicksal, aber auch die Geschichte der Blau-rosageschuppten: Ihre ursprüngliche Farbbezeichnung „Hyazinthfarbig“ ist beschreibend, denn hier handelt es sich um die direkten Nachfahren der Pigeon maillé jacinthe. Früher als eigenständige Rasse eingeordnet, gilt auch hier als relativ sicher, dass sie die Wirren des Zweiten Weltkrieges nicht überlebten und ab den 1950er, spätestens ab den 1960er in Frankreich neu erzüchtet werden. Farbschwingige, blaugeschuppte Luchstauben dürften maßgeblich beteiligt sein. Im Jahr 1967 kommen erste Tiere nach Deutschland. Ihr Ursprung ist kaum zu verbergen, denn sie haben zu der Zeit noch große Probleme im Typ, ihre Farbe ist zu dunkel und die Zeichnung zu grob oder rußig. Es fehlt die Eleganz und Ausstrahlung einer Cauchois. Die Wende kommt auch hier mit dem Einkreuzen der maßgeblich durch Albert Lutz neu erzüchteten Blauen mit weißen Binden (Erstvorstellung im Jahr 1973). In den letzten Jahren erfreut sich der Farbenschlag der Blau-weißgeschuppten einer wachsenden Beliebtheit und es werden ständig steigende Zahlen bei den Schauen präsentiert, was erfreulicher Weise dazu führt, dass sich die Tiere im Typ und in der Farbreinheit verbessern.

Blaufahl-weißgeschuppte:

Bereits eingangs wurde erwähnt, dass die blaufahl-weißgeschuppten Cauchois nicht zu den urtümlichen Farbenschlägen unserer Rasse gehören. Es handelt sich hier um die Verdünntvariante der Blau-weißgeschuppten. Während sie im Mutterland Frankreich schon seit Längerem gezüchtet und auf Ausstellungen gezeigt werden, erfolgte ihre Anerkennung in Deutschland erst vor zirka 10 Jahren. Bis heute stellen sie auf hiesigen Ausstellungen eine absolute Minderheit dar und nur wenige Züchter haben sich ihrer angenommen.

Quelle: Jürgen Schulz „Cauchois – Portrait einer französischen Taubenschönheit“ aus dem Jahr 2009


Buchtipp:

Wer sich tiefer in der Entwicklung der verschiedenen Frabenschläge der Cauchois belesen möchte, dem sei folgende Literatur empfohlen:

Jürgen Schulz „Cauchois – Portrait einer französischen Taubenschönheit“
Cauchois-Verlag
1. Auflage 2009
ISBN 978-3-00-024850-4